Ein hervorstechendes Merkmal der Weidener im Umgang mit Madas Kraft ist, dass sie vieles nicht hinterfragen, sondern einfach so nehmen, wie es ist. Wo ein Horasier die durchaus berechtigte Frage stellen mag, warum das Haar eines Elfen sein eigenes selbst im ungekämmten Zustand an Glanz und Weichheit übertrifft, wird der Weidener nur müde abwinken und konstatieren: "Das ist halt die Magie." Diese Einstellung kann man spöttisch belächeln. Man kann aber auch anerkennen, dass sie Normalsterblichen eine Menge unnötiges Kopfzerbrechen erspart. In einem Land, das mit magischen Absonderlichkeiten förmlich wuchert, hat dieser Fatalismus im Umgang einen bedeutenden Vorteil: Er schont die Nerven.
An jeder Ecke, in jedem Winkel
In Weiden kennt jedes Kind die alten Sagen über den verfluchten Neunaugensee, den göttervelassenen Blautann und Yol'Ana von den Roten Wassern, die mit Dämonen im Bunde steht. Jeder Jugendliche weiß um die Existenz von Eulenkönigin und Adlerkönig, vom grimmigen alten Islaaran und darum, dass die Fee Pandlaril das Herzogtum mit ihrem Gesang vor großem Unglück bewahrt. Jeder Erwachsene schließlich hat schon einmal hinter vorgehaltener Hand über die lästerlichen Orgien der Sichelhexen gemunkelt oder darüber, dass die Wüstenei in Ingerimms Steg durch einen unentschuldbaren Frevel an den Zwölfen entstanden sein soll. All das gehört zum Leben der Weidener wie Krachwürste und Bärentod. Es führt nicht gerade dazu, dass sie sich mit der Magie wohler fühlen. Doch lernen sie früh, derlei als göttergegebenes Übel hinzunehmen, mit dem man sich arrangieren muss, weil es sich ohnehin nicht ändern lässt.Immerhin geben die guten alten Geschichten jedem aufmerksamen Zuhörer einen ganzen Katalog von Verhaltensregeln an die Hand, die sie im Angesicht magischer Kreaturen und Artefakte gerüchteweise vor dem Allerschlimmsten bewahren können. Damit wäre dann auch der Bogen zurück zum Aberglauben geschlagen, der manches Mal gar nicht sooo dumm ist.