Titel: Erst Ritter, dann Vogt der Baronie Nordhag und schließlich der ganzen Grafschaft Heldentrutz
Lehen: Ursprünglich kleines Rittergut in der Baronie Nordhag, von dort mit Intrigen und kriminellen Mschenschaften hochgearbeitet
Familienstand: Verheiratet
Nachkommen: Ein Sohn, eine Tochter
Kurzprofil: Habgieriger Taktierer und Intrigant, der für ein paar Jahre die gesamte Grafschaft Heldentrutz an der Nase herumgeführt hat, sein Blatt dann überreizte und das Herzogtum überstürzt verlassen musste.
Schicksal: Aus Weiden geflüchtet. Hält sich mittlerweile angeblich in Albernia auf.

 

Das lange Zeit kleine und unbedeutende Rittergeschlecht von Graugenwerl hatte seinen Sitz in der Nähe der Stadt Nordhag. Als Herren eines kleinen Ritterguts standen die Graugenwerls auf der untersten Stufe der Adelspyramide. Das Leben war nicht einfach und sie mussten mit dem zurechtkommen, was ihr Lehn abwarf. Oft reichte es unter diesen harten Bedingungen gerade so, um die Familie zu ernähren. Die Bedrohung und die nicht seltenen Überfälle durch den Schwarzpelz taten ihr übriges.

983 BF wurde Alarwin von Graugenwerl geboren und wuchs unter diesen Bedingungen in der Familie auf. Sobald er Denken konnte, strebte er nach Höherem. Er durchlebte eine harte Schule und wurde nach seiner Schwertleite durch enormen Ehrgeiz und Intrigen zum Stadtvogt von Nordhag ernannt. Ein erster beachtenswerter Aufstieg war ihm damit gelungen. Doch dies reichte Alarwin noch lange nicht. Geschickt erlangte er die Freundschaft und das Vertrauen von Graf Emmeran von Löwenhaupt, heiratete klug und zeugte mit seiner Frau mehrere Kinder. Der Grundstein für einen stetigen Aufstieg schien gelegt, aber es sollte noch weiter gehen.

Durch erneutes geschicktes Taktieren gelang es Alarwin nach dem plötzlichen Tod von Rondralrik von der Tann, dem Baron von Nordhag, das entstandene Machtvakuum zu nutzen: Rondralriks einziger Sohn war noch in Knappenschaft, und so wurde der Graugenwerler zum Vogt der Baronie Nordhag ernannt. Der Nachkomme eines kleinen, bitterarmen Rittergeschlechts herrschte damit über die reichste Baronie der Grafschaft Heldentrutz. Doch ihm blieb nicht viel Zeit zum Genießen der erlangten Pfründe, denn der Vierte Orkensturm brach 1026 BF über die Mittnacht herein.

Mit viel Glück, harter Hand und einer Portion Mut gelang es Alarwin, die Stadt Nordhag zu halten. Doch das ganze Umland und große Teile der Grafschaft lagen in Schutt und Asche und waren auf viele Jahre verheert --- nicht zuletzt das Gut von Alarwins Familie, wenige Meilen von Nordhag entfernt. Die Familie Graugenwerl, nie sonderlich groß, bestand von dort an nur noch aus Alarwin und seinen Kindern. Genaues weiß niemand, aber irgendwann in dieser Zeit starb auch seine Ehefrau.

Mit gnadenloser Hand presste der Graugenwerler in den folgenden Jahren das Letzte aus der Bevölkerung heraus, um Nordhag wieder aufzubauen und sich selbst ein Leben in Saus und Braus zu ermöglichen. Geschickt täuschte er dabei Graf Emmeran, der nur die Erfolge beim Aufbau zu sehen bekam. Der Graf fasste immer mehr Vertrauen in Alarwin und am Ende dieser Entwicklung ernannte er ihn zum Verwalter der ganzen Grafschaft während er sich selber auf eine lange Pilgerreise begab.

Nun war Alarwin auf dem Zenit seiner Macht angelangt und nutzte diese gnadenlos aus. Gegner seines Handels, egal ob kleiner Bauer oder Altadel, wurden durch Intrigen und falsche Anschuldigungen hinweggefegt und wenn vorhanden ihre Lehen mit Gefolgsleuten besetzt. Der Graugenwerler schreckte dabei vor nichts zurück. Ein Opfer seines Handels wurde der junge Rondrian von der Tann: Der einzige Sohn des alten Barons, dem von der Herzogin versprochen worden war, dass er nach seiner Schwertleite die Baronskrone von Nordhag erhalten würde. Das konnte Alarwin natürlich nicht geschehen lassen. Es gelang ihm, eine weitere Intrige zu spinnen an deren Ende Rondrian als Geächteter in die Wälder fliehen musste.

Doch hier unterlief dem Vogt ein folgenschwerer Fehler: Es gelang ihm nicht, den jungen von der Tann nach seiner Ächtung zu erwischen und vom Leben zum Tode zu befördern --- trotz aller Anstrengungen in dieser Richtung. Den Widerstand einiger Familien, die durch sein Handeln Lehen und Ansehen verloren hatten, schien er auch unterschätzt zu haben, da er sie zwar waidwund schlug, ihnen aber nicht den Todesstoß versetzte. So kam es im Rondra 1032 zum Anfang vom Ende: Rondrian offenbarte sich Graf Emmeran auf einem Turnier und gab die zwischenzeitlich geraubte Baronskrone von Nordhag in dessen Hände. Er erhob schwere Anschuldigungen gegen den Graugenwerler und schwor dies auch bei den Göttern.

Der Graf --- dessen Jähzorn vom aufkeimenden Verdacht, lange Zeit von Alarwin ausgenutzt und getäuscht worden zu sein, regte --- ritt sofort nach Nordhag und stellte den Vogt zur Rede. Ein letztes Mal gelang es diesem dort, seinen Hals aus der Schlinge zu ziehen und die Schuld auf einen seiner Gefolgsleute, einen gewissen Juri von Raschberg, zu schieben. Doch der Graf ließ ihm nicht viel Spielraum und Alarwin gelang es nicht, seinen Getreuen in die Finger zu kriegen. Erst im Peraine 1032 BF wurde der Raschberger gefasst --- und dabei tödlich verwundet. Bevor er seinen letzten Atemzug tat, gestand er noch alle Taten, die er, gemeinsam oder im Auftrag des Graugenwerlers verübt hatte.

Alarwin, wohl damit rechnend, dass es für ihn keinen Ausweg und keine Hoffnung mehr gab, wählte die Flucht. Bereits im Phex 1032 BF verließ er bei Nacht und Nebel mit seinen verbliebenen Gefolgsleuten und Angehörigen Nordhag, die Heldentrutz und ganz Weiden. Nicht ohne so viel von dem erbeuteten Reichtum mitzunehmen, wie sich transportieren ließ. Einzig sein jüngerer Sohn Gilbert blieb noch etwas länger in der Grafschaft. Er war oft einer der schärfsten Kritiker seines Vaters und sollte deshalb nach seiner Schwertleite das zwischenzeitlich wieder aufgebaute Rittergut und alten Stammsitz der Familie erhalten.

Niemand weiß genau, was Gilbert dazu trieb, doch nachdem er die Schwertleite erhalten hatte, begab er sich nicht auf das Gut. Auch er verließ die Mittnacht und zog als Fahrender Ritter durch die Lande. Vielleicht war er bei allen Worten gegen seinen Vater nicht bereit, das ärmliche und harte Leben zu führen, das das kleine Gut ihm genoten hätte. Gerüchteweise halten sich alle noch lebenden Graugenwerls in Albernia auf. Alarwin soll dort sogar wieder in Amt und Würden gelangt sein. Darauf spricht den jähzornigen und aufbrausenden Grafen der Heldentrutz allerdings niemand  an. Ob seiner Mitschuld an der Entwicklung, geht Emmeran den Gerüchten auch nicht mit dem notwendigen Eifer nach.
 
Gleichwohl: Sollte Alarwin oder einer seiner Angehörigen dumm genug sein, in die Reichweite des Grafen zu kommen, kann für nichts garantiert werden. Auch etliche andere Adelsfamilien in der Heldentrutz, denen durch Alarwins Handeln Schaden entstanden ist, haben noch eine Rechnung mit diesem zu begleichen.